Pressebericht Mitgliederversammlung 2018
Sozialfirmen sollen Arbeitslosigkeit beenden
Seit seiner Gründung vor 18 Jahren setzt sich der Förderverein „Regionales Bündnis für Arbeit im Landkreis Tuttlingen e.V.“ gegen Jugend- und Langzeitarbeitslosigkeit ein. Neben einer positiven Bilanz des vergangenen Jahres und einer Wiederwahl des Vorstands berichteten die Mitglieder bei der öffentlichen Versammlung auch über anstehende Projekte, wie etwa die Errichtung einer Sozialfirma im Landkreis Tuttlingen.
„Gemeinsam können wir etwas bewegen, für Menschen, die es schwerer haben, eine Lehrstelle oder einen Arbeitsplatz zu finden“, erläuterte Thomas Maile, der Vereinsvorsitzende, zu Beginn der Versammlung. „Unsere Projekte finden Anklang, es bleibt wirklich was hängen“, führte er fort. Die vielseitigen Projekte, die der Verein finanziell und mit der Kraft seiner Mitglieder unterstützt, sind Maßnahmen, für die die öffentliche Hand nicht leistungsfähig ist. Inzwischen zählt der Verein circa 100 Einzelpersonen und rund 40 Organisationen wie etwa Firmen und Kommunen.
Projekt „Paten auf Zeit“
Eine Maßnahme, die der Verein initiiert hat und seit über zehn Jahren unterstützt, ist das Projekt „Paten auf Zeit“, bei dem momentan zwischen 18 und 20 Paten aktiv im Einsatz sind. „Diese Paten begleiten Jugendliche individuell auf dem Weg in den Beruf“, so Maile. Dabei gehe es sowohl um persönliche Gespräche, als auch um die Unterstützung bei Bewerbungen und die Funktion als „Türöffner“ bei einem Ausbildungsbetrieb. Im Rahmen dieses Projektes fanden auch schon Fortbildungen und Schulungen für die Paten und Jugendlichen statt. Rund 200 Jugendlichen wurden durch die „Paten auf Zeit“ schon erfolgreich Ausbildungsstellen vermittelt.
Ein weiteres Projekt ist ein Integrationsprojekt in Irndorf, das einer schwerbehinderten jungen Frau die Möglichkeit einer Ausbildung zur Kindergartenhelferin gibt. Hierfür werden jedes Jahr 2500 Euro vom Verein überwiesen. Auch das Benefizschwimmen, das am 10. November schon zum sechsten Mal stattfindet (wir berichteten), dient den Zwecken des ehrenamtlichen Vereins.
Nachdem Vorstand und Beirat einstimmig entlastet wurden, ging es an die Vereinssatzung, in der offiziell ein Paragraf hinzugefügt wurde, der der neuen Datenschutzgrundverordnung entspricht. Bei den anschließenden Wahlen wurde der Vorstand einstimmig wiedergewählt. Im Beirat jedoch gibt es Änderungen: Neben Oscar Hannabach werden auch Magdalena Immer und Ralf Sulzmann den Beiratsvorsitzenden Heinz Geyer und die restlichen Beiratsmitglieder unterstützen. Sie treten ein für Harald Haupt, Dieter Kohler und Elke Werner.
Im kommenden Jahr möchte der Verein an einer eventuellen Einrichtung einer Sozialfirma im Landkreis Tuttlingen arbeiten. Der Grundstein dafür wird aktuell vom Bund gelegt, der ab dem 1. Januar des kommenden Jahres Zuschüsse für Eingliederungshilfen bereitstellt. „An sich gibt es im Landkreis Tuttlingen eine sehr geringe Zahl an Arbeitslosen“, erklärt Hermann Ristau, Leiter des Kreissozialverbandes Tuttlingen. „Insgesamt gibt es 2050 in unserer Statistik als arbeitslos Gemeldete. Was man aber bedenken muss, sind die Familien und Angehörige, die hinter diesen Personen stecken und diese Zahl um ein Weites vergrößern“, führt er fort. Wer länger als ein Jahr arbeitslos ist, gelte als langzeitarbeitslos und habe kaum noch Chancen auf eine unkomplizierte Wiedereingliederung in die Arbeitswelt (wir berichteten). Das liege nicht nur an einem eventuellen Verlust der persönlichen Fähigkeiten, sondern auch an den Arbeitsabläufen, an die sich ein Langzeitarbeitsloser erst wieder gewöhnen müsse.
An dieser Stelle sollen nun die Sozialfirmen ins Spiel treten. In diesen Einrichtungen sollen die Fähigkeiten gestärkt und die Menschen auf ein „normales“ Arbeitsleben vorbereitet werden. Joachim Schwarzfischer, der Leiter des kommunalen Jobcenters Tuttlingen, erklärt, dass es bestimme Voraussetzungen für die Aufnahme in das Sozialfirmen-Programm gebe: „Es gibt zwei verschiedene Arten von Lohnkostenzuschuss, die von den Voraussetzungen der Arbeitslosen abhängen. Dabei gehe es vor allem um die Zeitdauer, in der jemand Leistungen bezogen hat. Schlussendlich kämen laut Schwarzfischer im Kreis Tuttlingen nicht mehr als 50 Personen für das Programm infrage.
Sozialpädagogische Betreuung
Zusätzlich zum Arbeitsplatz, der beispielsweise durch eine gGmbH eines Größeren Unternehmens dargestellt werden kann, sollen die Arbeitslosen dann auch eine sozialpädagogische Betreuung erhalten. Die Arbeiten sollen sich zunächst auf beispielsweise ins Ausland ausgegliederte Arbeitsbereiche beziehen, die dann vor Ort durch einfache Tätigkeiten erledigt werden können. Durch das Projekt will der Verein eine langfristige Hilfe garantieren.
Artikel: Nele Fauser, Schwäbische Zeitung, 29.10.2018