Pressebericht '10 Jahre Paten auf Zeit' vom 15. Juli 2017
Paten auf Zeit nehmen sich Problemfällen an
Kreisweites Projekt hilft in zehn Jahren über 200 Jugendlichen in Beruf
Tuttlingen – Eine Arbeitslosenquote von 2,7 Prozent, darunter 79 Jugendliche, die Hartz IV beziehen: Die aktuellen Arbeitsmarktzahlen des Landkreises Tuttlingen sind nur schwer zu unterbieten. Zur guten Bilanz beigetragen hat auch ein kreisweites Projekt für junge Menschen, das am Donnerstagabend im Landratsamt gefeiert worden ist: „Paten auf Zeit“ kümmert sich seit nunmehr zehn Jahren darum, dass auch schwierige Fälle in der Arbeitswelt Fuß fassen können.
„Es ist ein Projekt, das ganz entscheidend hilft und unterstützt“, stellte Bernd Mager, Sozialdezernent des Landratsamts, klar, welche Bedeutung das Paten-Projekt im Landkreis eingenommen hat. Über 200 Jugendlichen – „eine sehr, sehr stolze Zahl“ – sei in den vergangenen zehn Jahren dabei geholfen worden, eine passende Ausbildung zu finden und diese möglichst auch zu beenden.
Dabei geht es um Jugendliche, die sich aus verschiedenen Gründen schwer tun, den Übergang von der Schule in die Arbeitswelt zu bewältigen – sei es aus sprachlichen Gründen, aus Desinteresse des Elternhauses, aus eigener Antriebslosigkeit oder Überforderung. „Immer wieder gibt es Menschen, die durchs Raster fallen – und diesen Menschen hilft das Projekt“, so Mager.
25 aktive Paten im Landkreis
Um auch den schwierigsten Fällen eine Lebensperspektive zu eröffnen, wurde 2007 vom Landkreis und vom Förderverein „Regionales Bündnis für Arbeit im Landkreis Tuttlingen“ das Paten-Projekt ins Leben gerufen. Auch wenn die Vermittlung und Koordination im Jobcenter des Landkreises angesiedelt ist – es sind vor allem die ehrenamtlichen Helfer, durch die das Projekt überhaupt funktionieren kann. Insgesamt 40 sind es an der Zahl, zur Zeit 25 aktive.
Darunter befinden sich Bürger aus vielen Kreisgemeinden, selbst Bürgermeister sind mit dabei. „Wir alle zollen Ihnen große Anerkennung für Ihren Dienst“, sprachen Thomas Maile, Vorsitzender des „Regionalen Bündnis für Arbeit“, wie auch Jürgen Zinsmayer, Bürgermeister aus Renquishausen, ihren Dank an die Paten aus.
Viel Begleitung und Zureden
Und deren Arbeit ist nicht immer einfach. Im Kern geht es um konkrete Hilfe bei der Suche nach einem Praktikum oder einer Arbeit. Doch wie die Paten selbst erzählen, gibt es da beispielsweise den jungen Mann, der schon zwei Lehrstellen abgebrochen hat und nur durch viel Begleitung und Zureden die dritte Stelle durchhält. Oder die junge Frau mit schlechtem Hauptschulabschluss, die unbedingt in den gehobenen Verwaltungsdienst einsteigen möchte. Der Schulabgänger, der trotz Termins morgens um 11 Uhr noch im Bett liegt. Der Nigerianer, der zwar eine Lehrstelle ergattert hat, doch Probleme mit der Fachsprache hat. „Als Pate muss man viel Geduld mitbringen und es ist auch viel Frust dabei“, brachte Sozialdezernent Mager auf den Punkt, dass die Zusammenarbeit auch mühsam sein kann.
Umso schöner ist es dann wiederum, wenn die Arbeit Früchte trägt. Etwa, als es Günter Heizmanns Patenkind schaffte, seine Ausbildung erfolgreich zu absolvieren: „Das war für mich richtig erfüllend“, freut sich der Pate noch heute.
Rund 10 000 Euro kostet „Paten auf Zeit“ jährlich. Finanziert wird es durch Mitgliedsbeiträge und Spenden, etwa eine 40 000 Euro-Spende der Hermle-Stiftung Gosheim.
Artikel: Sabine Krauss, Schwäbische Zeitung